Der Kreis des Lebens

Neben der Sprache bewahrt die Fersentaler Gemeinschaft eine Reihe von Riten, welche die grundlegenden Momente im Leben eines Menschen hervorheben. So ist z.B. der krònz, der Hut des volljährig gewordenen Jugendlichen etwa als Symbol für die Reife desselben zu sehen.
Bild: Krenz Vlarotz
Cappelli decorati da coscritto denominati Krònz. © Bersntoler Kulturinstitut - Istituto culturale mòcheno - Creative Commons Attribuzione Italia 3.0 (CC BY 3.0 IT)

Scheda

Die Geburt

Für den Fersentaler Mann war es immer sehr wichtig, den Fortbestand seiner Familie, den stòm, zu sichern. Die Frau hatte diesbezüglich zwar eine aktive Rolle, die jedoch als zweitrangig betrachtet wurde,

zunächst als Mittel für die Empfängnis und später als Erzieherin. Die Taufe wurde, wie auch anderswo, angesichts der damaligen hohen Kindersterblichkeitsrate, so bald wie möglich gefeiert. Die Mutter nahm an der Taufe nicht teil: Das Neugeborene wurde in die tafdeckl gewickelt, eine für diese Gelegenheit verzierte Decke, und von den Taufpaten zur Kirche getragen. Lange Zeit wurde das Neugeborene in vaschn, Wickeltücher, gewickelt und sehr bald von der Mutter im biagl, einer tragbaren Wiege, zur Arbeit in den Gemüsegarten und auf die Wiesen des Hofes mitgenommen.

Firmung

Die erste wichtige Etappe des Übergangs von der Pubertät zur Adoleszenz findet mit der Firmung statt: Die jungen Leute wählen mit Hilfe ihrer Familie einen Paten oder Patin, teit bzw. touta, zu denen sie eine sehr enge Beziehung aufbauen und denen sie für den Rest ihres Lebens verbunden bleiben werden. Der teit oder die touta haben die Aufgabe, die Heranwachsenden in das Leben der Gesellschaft einzuführen und sie auf ihrem Weg zur Reife zu begleiten. Der teit muss z.B. den Anzug und den krònz, den verzierten Hut, für seinen fioz, Patensohn, wenn dieser volljährig wird, besorgen.

Die Volljährigkeit

Mit Eintritt in die Volljährigkeit übernimmt der junge Mensch eine führende Rolle bei den wichtigsten gemeinschaftlichen Riten. Es sind die koskrittn, die volljährig gewordenen Jugendlichen, die in der Neujahrs- und Dreikönigszeit die stela, den Stern, von Bauernhof zu Bauernhof tragen, sie sind die Protagonisten der spakade, mit denen die Mädchen des Dorfes zur Karnevalszeit umworben werden, der Maskeraden und des Umzugs, der am letzten Karnevalstag den bètsche folgt.

Das Symbol, das an den Feiertagen von naijor, Silvester, bis vòschnto, Faschingsdienstag, und dann wieder Ostern feierlich getragen wird, ist der krònz, ein reich verzierter Hut, an dessen Krempe die Schwanzfeder des Birkhahn hervorsticht.

Die in demselben Jahr volljährig gewordenen Jugendlichen bleiben sich ihr ganzes Leben verbunden.

Heirat

Dieses Sakrament wurde bis zum Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts ausschließlich in der Mutterkirche von Pergine gefeiert. Die Hochzeit fand am Vormittag statt und ihr folgte ein Mittagessen für die engsten Familienmitglieder in einer Trattoria. Ab Ende des 19. Jahrhunderts wurde auch das Erinnerungsfoto bei einem Fotografen zu einem Ritual für die Neuvermählten.

Die Braut trug das traditionelle Kleid, oft das einzige speziell für sie angefertigte Kleid und in einigen Fällen das ihr angepasste Hochzeitskleid ihrer Mutter. Die Halskette aus Granat, asa, und ein Paar goldene Ohrringe, ein Geschenk des Bräutigams durften nicht fehlen.

Der Bräutigam, spus, trug einen schwarzen oder dunklen Anzug, ein weißes Hemd und eine Blume an der Brustjackentasche.

Die Lederschuhe ersetzten zu dieser Gelegenheit die traditionellen Holzschuhe, die kospm.

Der Tod

Das Hauptanliegen des im Sterben Liegenden ist es, seine Seele dem Herrn zu empfehlen, und so enthielten Testamente insbesondere Angaben zur der Bestattungsfeier und den Verpflichtungen der Erben; erst später wurde die Bestimmung der irdischen Güter festgelegt.

Die Bestattungskammer wurde auf angemessenste Weise auf dem Bauernhof eingerichtet und die Familie war bis zum Zeitpunkt der Beerdigung von der Zuneigung und dem Gebet der Verwandten und Nachbarn umgeben. Der gesamte Trauerzug begab sich zur Kirche und bestattete dann den Verstorbenen auf dem Dorffriedhof.

In frühen Zeiten gab es den Brauch, am Ende der Beerdigung an alle Teilnehmer Salz zu verteilen, später wurde das Salz durch Getreide, dann durch Brot, dann durch Münzen ersetzt.

Ursprünglich wurden alle Verstorbenen auf dem Friedhof der Pieve di Pergine gebracht, aber schon bald wurde es erlaubt, angesichts der Entfernung und der wachsenden Bevölkerungszahl, einen Friedhof in allen Dörfern anzulegen (Palù: 1629, Frassilongo: 1716, Fierozzo S. Felice: 1739, Roveda: 1742, Fierozzo S. Francesco: 1757).

Seit kurzem werden auf den Gräbern Marmorgrabsteine statt Metallkreuze bevorzugt.

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